Von Hans Spreng zu Michael Grolm: Die Evolution des Oeschbergschnitts
Der Oeschbergschnitt ist eine Methode zur Kronenpflege großkroniger Obstbäume, die ursprünglich von Hans Spreng entwickelt wurde. Diese Schnitttechnik hat das Ziel, eine stabile Baumkrone zu formen, die eine gleichmäßige Fruchtproduktion ermöglicht und gleichzeitig den Baum gesund hält. Die Methode wurde in den 1920er Jahren an der Kantonalen Obst- und Gartenbauschule Oeschberg in der Schweiz entwickelt und zeichnet sich durch eine klare Struktur und systematische Vorgehensweise aus.

Ursprung und Entwicklung des Oeschbergschnitts
Hans Spreng erkannte, dass traditionelle Schnittmethoden wie der Alt-Württemberger Schnitt Schwächen aufwiesen. Durch die Erziehung vieler gleichberechtigter Äste entstand oft ein instabiler Kronenaufbau, der zu Ertragsproblemen und einer schlechten Lichtverteilung führte.
Der Oeschbergschnitt setzte dem eine klarere Struktur entgegen: Er förderte die Erziehung von drei oder vier Hauptästen, die sich nach oben hin verjüngen und eine stabile, selbsttragende Krone bilden. Das Ziel war es, eine langlebige, produktive und leicht pflegbare Krone zu gestalten.
Sprengs Methode legt besonderen Wert auf die Trennung von dauerhaften Gerüstästen und erneuerbarem Fruchtholz. Die Leitäste bilden das Grundgerüst des Baumes, während das Fruchtholz regelmäßig verjüngt wird, um die Fruchtproduktion zu fördern. Diese Technik sorgt dafür, dass der Baum bis ins hohe Alter produktiv bleibt und die Früchte in allen Bereichen der Krone gleichmäßig ausreifen können.


Grundprinzipien des Oeschbergkrone
Die Basis des Oeschbergschnitts liegt in der systematischen Erziehung der Baumkrone (Oeschberkrone). Es werden nur wenige starke Äste gefördert, die durch den Rückschnitt gestärkt werden. Dabei werden sowohl die Leitäste als auch der Mitteltrieb regelmäßig geschnitten, um ein Abkippen der Äste zu verhindern. Dies sorgt für eine stabile Krone, die nicht nur langlebig, sondern auch einfach zu pflegen ist.
Ein weiteres wichtiges Element des Oeschbergschnitts ist die Förderung des Lichteinfalls. Eine gut geschnittene Oeschberg-Krone lässt Sonnenlicht bis in die untersten Kronenbereiche eindringen, was die Qualität der Früchte verbessert. Der Baum ist dadurch in allen Kronenbereichen gleichmäßig produktiv, und es entsteht ein hoher Anteil an optimal ausgereiften Früchten.

Weiterentwicklung durch Michael Grolm
In den letzten Jahren wurde der Oeschbergschnitt durch Michael Grolm weiterentwickelt. Grolm, ein erfahrener Obstbaumpfleger und Fachmann für Streuobstwiesen, arbeitete mit dem Obst-Arboretum in Bielefeld von Hans-Joachim Bannier zusammen, um die Methode an moderne Anforderungen anzupassen. Dabei stützte er sich nicht nur auf seine umfangreiche praktische Erfahrung, sondern auch auf das Studium historischer Fachliteratur zum Obstbaumschnitt.
Grolms Weiterentwicklung des Oeschbergschnitts zielt darauf ab, die Methode an die Bedürfnisse der Streuobstwiesenbewirtschaftung anzupassen. Die von ihm entwickelten Schnitttechniken ermöglichen es, Streuobstwiesen effizient und nachhaltig zu bewirtschaften, indem sie Raum für den Einsatz moderner Technik schaffen und eine Unternutzung der Flächen erlauben. Diese Anpassungen sorgen dafür, dass Obstbäume in Streuobstwiesen nicht nur produktiv sind, sondern auch so gepflegt werden, dass sie für zukünftige Generationen gesund und ertragreich bleiben.
Dabei sind neue Schnittechniken hinzugekommen, die es ermöglichen der Obstbaumkrone zu einer nahezu perfekten Form zu verhelfen. Diese Techniken wurden durch langjährige Praxiserfahrung und fortlaufende Verfeinerungen ständig verbessert, um sowohl traditionelle Aspekte als auch moderne Anforderungen zu vereinen. Die fortlaufende Schulung und Forschung an der Obstbaumschnittschule gewährleisten, dass diese Methoden weiterhin auf dem neuesten Stand bleiben.
Der Oeschbergschnitt trägt zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft bei, indem die Bäume so geschnitten werden, dass sie sowohl für die Obstproduktion als auch für andere Nutzungen wie Weideflächen geeignet sind. Auf diese Weise wird die Biodiversität gefördert und der Erhalt wertvoller Kulturlandschaften unterstützt.
Ausbildungen zur/m professionellen Baumwart*in

Einjährige Baumwart:innen Ausbildung
Die Ausbildung zum/zur Baumwart:in richtet sich an Profis und die, die es werden möchten, da sie beruflich oder privat viele Bäume schneiden dürfen. Der Kurs findet in vier aufeinander aufbauenden Blöcken statt.

Baumwart:innen Ausbildung Aufbaujahr
Die Ausbildung vom 1- zum/zur 2-jährigen Baumwart:in richtet sich an Teilnehmer:innen, die bereits die 1-jährige Ausbildung abgeschlossen haben und diese vertiefen möchten. Der Kurs findet in drei aufeinander aufbauenden Blöcken statt.
Für mehr Obstbaum-Wissen – jetzt in den Verteiler eintragen!
Erhalten Sie regelmäßig aktuelle Kursangebote, Veranstaltungstipps, Stellenangebote uvm. direkt in Ihr Postfach.